Hyperaktivität (ADS) aus Sicht der Systemtheorie

Systemtheorie und Chaosforschung bieten neue Möglichkeiten Verhalten auf der Erscheinungsebene zu verstehen und zu bewerten. Der Autor geht davon aus, das er aus systemtheoretischer Sicht starke Argumente gegen den medizinischen Ansatz vorbringen kann.

Was ist Systemtheorie?

Die Systemtheorie ist eine Metatheorie, die eine Integration von unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen (Biologie, Psychologie, Soziologie usw.) miteinander ermöglicht und somit in verschiedenen Bereichen anwendbar ist. Die Systemtheorie ist ein Denkansatz, in dem es um die ganzheitliche Betrachtungsweisen (z.B. von menschlichen Verhaltensweisen) geht. Systemisches Denken ist somit eine Betrachtungsweise, die der Gefahr entgegenwirkt, sich in Einzelheiten zu verlieren.

Ein systemisches Modell geht davon aus, dass ein Organismus mit seiner Umwelt ein kompetentes, selbstregulierendes System darstellt.

Standpunkt in Bezug auf Hyperaktivität:

Die Systemtheorie geht davon aus, das Verhalten ein äußerer Ausdruck innerer Organisationsabläufe ist. Diese Organisationsabläufe finden als Reaktion auf den ständigen Zufluss an Informationen (z.B. Reize) von Außen statt. Die Informationen, welche von den Basissinnen an das Gehirn geliefert erfordern es, das ein andauernder Hirnorganisationsprozess in Gange ist. Das wiederum erfordert es, das die Strukturen im Gehirn dynamisch sind und sich immer wieder neu formieren müssen. Durch diese ständige Neustrukturierung (und Verhaltensanpassung) wird einem Ordnungsverlust des „Systems Mensch“ entgegengewirkt, somit kann eine Regelung der Informationsaufnahme stattfinden.

Hyperaktivität ist für die Systemtheorie keine Krankheit oder Behinderung

Burmeister: “ Aus systematischer Sicht ist die sogenannte Hyperaktivität erst einmal sinnvoll, gleichgültig, wer sich davon gestört fühlt. „Hyper-“ bedeutet hier wertneutral „viel Aktivität“ und bezüglich der Entwicklung Betroffener, viel Chance. Hyperaktivität ist damit nicht mehr Diagnose, sondern eine Verhaltensbeschreibung. Die sehr unterschiedlich bewertet werden kann.“ Es ist die individuelle Entscheidung eines Kindes, was es unternimmt, um sich weiterzuentwickeln und wird daher aus der systemischen Perspektive als sinnvoll hingenommen. Für die Systemtheorie ist die Hyperaktivität allenfalls eine Möglichkeit der Verhaltensorganisation, die dazu dienen soll, die eigene (innere) Ordnung aufrecht zu erhalten.

Bedeutung für therapeutischen Ansatz

Die Gabe von Ritalin wird Burmeister kritisch bewertet, er geht davon aus, das durch die Einnahme von Ritalin die Selbstorganisation außer Kraft gesetzt wird. Die Betroffenen würden dadurch lediglich „pflegeleicht“ gemacht, anstatt sich mit der Frage zu beschäftigen, „wie sich z. B. die Schule dahingehend verändert werden können, um besser zu den Kindern, zu ihrer Art sich zu verhalten und zu lernen zu passen (S.185 ff.).“ Im Unterricht können z. B. bewusst spielerische Bewegungselemente eingebaut werden, es sollte möglichst wenig Frontalunterricht stattfinden, dafür mehr Kleingruppenarbeit. Ein verständnisvolles Begleiten des Kindes bedeutet das alle mit ihm in Beziehung stehende Personen sein Verhalten als Bemühung um Selbstregulation (im Sinne von „sich besser ordnen wollen) verstehen können.“ (S. 186/187)

Quelle:
Burmeister, Hans Adolf, Das Verständnis von Hyperaktivität aus systemtheoretischer Perspektive in: Passolt, Michael (Hrsg.); Hyperaktivität zwischen Psychoanalsyse, Neurobiologie und Systemtheorie, 2001

www.systemische-beratung.de
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Veranstaltung: Diagnose ADS
Datum: 25.11.2003
Referentin: Janina Köck; Katrin Kirchner
Dozentin: Prof. Dr. Tietze-Fritz

Janina Köck

Studium der Sozialpädagogik an der FH Fulda von 2001 bis 2005 mit den Schwerpunkten: "Psychosoziale Beratung und Gesundheitsförderung" sowie "Heil- und Behindertenpädagogik". Zusätzliche Tätigkeit als Tutorin (+ halten von Vorlesungen) in den Vorlesungen Rhetorik, Teamtechnik und angewandte Sozialpsychologie. Journalistische Tätigkeit für den Fernstudiengang Sozialkompetenz und Leitung eines genderspezifischen Internet Projektes mit Jugendlichen für das Land Rheinland Pfalz. Danach von 2005 bis 2007 Gruppen- und Einzelbetreuung von Mädchen zwischen 14-21 Jahren im Betreuungsverbund St. Irmgardis in Krefeld. Seit 2008 freiberuflich tätig in meiner Praxis Leben im Einklang in Köln mit den Schwerpunkten psychologische Beratung, körperorientiertes Coaching, Homöopathie uvm.

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